Dämmstoff-Hersteller betreiben Recycling- Anlage für Styropor

14. Juni 2023

PS Loop - ein Leuchtturmprojekt von drei deutschen EPS-Herstellern. Credit: Industrieverband Hartschaum e. V

Als Leuchtturmprojekt von drei deutschen EPS-Herstellern ist mit PS Loop die erste industrielle Anlage für das Recycling von Styropor in den Regelbetrieb übergegangen. Das Werk im niederländischen Terneuzen ermöglicht die Wiederverwertung HBCD-haltiger Polystyrol-Schaumstoffe im industriellen Maßstab.

PS Loop ist zu 100 Prozent eine Tochter der German EPS Converters (GEC) Group. Darunter versammeln sich die drei deutschen EPS-Hersteller Karl Bachl Kunststoffverarbeitung GmbH &. Co. KG, BROHLBURG Dämmstoff- u. Recyclingwerke sowie RYGOL Dämmstoffe. Die drei Mitgliedsunternehmen des Industrieverbandes Hartschaum e.V. (IVH) haben 2022 die niederländische PolyStyreneLoop-Anlage aus der Insolvenz gerettet.

Expandierter Polystyrolpartikelschaum (EPS) – kurz Polystyrol –  ist ein synthetischer Dämmstoff, der in Form von Platten angeboten wird. Er wird aus Mineral- bzw. Erdöl hergestellt. Dabei wird ein Granulat gebildet, das im Anschluss über ein Treibmittel aufgeschäumt wird.

Über 17 Millionen Euro wurden in den Aufbau der Anlage investiert. Zudem wurde das Projekt durch Partner aus Wirtschaft und Politik sowie Fördermittel der Europäischen Union unterstützt, “denn das öffentliche Interesse an einer Branchenlösung war und ist groß”, erklärt Guido Brohlburg, Geschäftsführer von BROHLBURG Dämmstoff- u. Recyclingwerke und ebenfalls Gesellschafter der GEC Group.

Polystyrol Granulat aus der PS Loop-Anlage. Credit: Industrieverband Hartschaum e. V., Serena Klein

Ein Jahr vor der Rettung aus der Insolvenz war es dem Team des Leuchtturmprojektes gelungen, erstmals in der Geschichte HBCD-haltiges EPS-Dämmmaterial zu recyceln. HBCD wurde seit den 1960er Jahren als Flammschutzmittel in Schaumstoffdämmplatten verwendet und galt lange Zeit als beste Lösung zur Umsetzung nationaler Brandschutz-Vorschriften. Mittlerweile kommen jedoch alternative Flammschutzmittel zum Einsatz, da HBCD 2016 verboten wurde. Dieses Verbot hatte allerdings auch zur Folge, dass Zigtausend Tonnen HBCD-haltiger Polystyrol (PS)-Schaumstoffabfälle nicht mehr wie gewohnt recycelt werden können. Dank des innovativen Recycling-Konzepts von PS Loop ist nun eine Wiederverwertung HBCD-haltiger PS-Schaumstoffe im industriellen Maßstab möglich. Das Resultat ist ein vollwertiger PS-Rohstoff, der für die Produktion neuer EPS-Dämmprodukte genutzt wird. Zudem wird bei dem Prozess Brom als wichtige Ressource wiedergewonnen.

Mit dem physikalischen Recyclingverfahren können in Terneuzen derzeit jährlich 3.000 Tonnen HBCD-haltiges Material recycelt werden. Die maximale Ausbaustufe liegt bei 8.000 Tonnen pro Jahr. Auf diese Weise werden CO2-Emissionen um bis zu 50 Prozent gesenkt sowie Umwelt und Klima geschützt. „In einer Kreislaufwirtschaft wollen wir Ressourcen so lange wie möglich nutzen und sie nach ihrer Lebensdauer so aufbereiten, dass sie als Rohstoff für neue Materialien wiederverwendet werden können“, erklärt Reinhard Pfaller, Geschäftsführer von RYGOL Dämmstoffe. „Der Erfolg dieses Projekts und die umfassende Nutzung der innovativen Technologie wird dazu führen, dass in Europa die beste zurzeit verfügbare Technik für das Recycling der wachsenden Abfallmengen von PS-Schaumstoffen implementiert wird.“

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