Zirkuläres Bauen zu 100 Prozent

23. November 2023

Foto: Sabine Schneider

Von Sabine Schneider und Silvia Ernst

Die Wiederverwendung von Bauteilen und Bauprodukten stand im Fokus des Workshops „100% ReUse“ auf dem Klimafestival für die Bauwende. Eingeladen hatte die Firma madaster, die mit 33 Teilnehmenden in fünf Arbeitsgruppen die Umsetzbarkeit von Materialzyklen erarbeitete. Referenten waren Franziska Albrecht und Christian Blanke.

In Kleingruppen wurde in einem ersten Schritt (IST-Szenario) die Frage behandelt: Was sind die Herausforderungen in der Wiederverwendung von Bauteilen und Bauprodukten? Wer spielt eine Rolle bei der Wertschöpfung? In welchem Bezug stehen die verschiedenen Akteure?

In einem kurzen Vortrag beleuchtete Christian Blanke die nationale Wirtschaftsstrategie mit dem Ziel der Kreislaufwirtschaft: Die Zirkularität von Ressourcen ermögliche eine resilientere und wettbewerbsfähigere Wirtschaft. madaster sieht die Zirkularität in Kaskadenstufen: Priorität sollte eine 1:1 Wiederverwendung sein, ein Recycling bedeute bereits eine minderwertigere Wiederverwendung. Christian Blanke betonte die Wiederverwendung nicht nur von Bauprodukten, sondern auch Bauteilen und gesamten Gebäuden durch eine flexible Umnutzung. Er forderte, dass Produkte und Architektur so gestaltet werden sollten, dass sie auf vorhandene Materialien zurückgreifen und neue Materialien später wiederverwendet werden könnten.

In Kleingruppen wurden anschließend kreative Szenarien für zukünftige Prozessstrukturen (SOLL-Szenario) entwickelt, die eine 100%ige Wiederverwendung ermöglichen: Spannende Ergebnisse dieser Runde waren, dass Recycling- bzw. Rückbauunternehmen enger mit Bauproduktherstellen zusammenarbeiten oder sogar zusammenwachsen sollten. Es wurde die These diskutiert, ob es noch Bauproduktehersteller, wie wir sie heute kennen, geben wird. Ebenso müssten Recyclingunternehmen und Planer enger zusammenarbeiten.

 

Foto: Sabine Schneider

Als zentraler Wunsch stand eine Plattform für Bauprodukte und Baustoffe (Daten- und Materialbörse (digitaler Zwilling) im Raum, damit der Planer weiß, womit er planen kann. Die Idee einer genossenschaftlichen Organisation wurde in diesem Zusammenhang aufgeworfen. Gebäudepässe würden in dem diskutierten Szenario Zertifizierungen ersetzen. Abschließend wurde nochmals auf die Bedeutung der Bestandsgebäude hingewiesen.

In der abschließenden Ergebnisrunde sollte ein Actionsheet mit drei Akteuren mit jeweils drei Maßnahmen entwickelt werden. Folgende Akteure wurden identifiziert:

  • Die Regierung ist gefordert die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen. (Förderungen, Gesetze, Kommunikation)
  • Forschung und Lehre müssen das Know-How zur Verfügung stellen. (Ausbildung Zirkuläres Planen)
  • Die Planenden müssen den Planungsprozess verändern. (Planen mit dem, was vorhanden ist und Lebenszyklus einplanen, integrale Planung.)
  • Die Zusammenarbeit mit Rückbau- und Recyclingfirmen muss grundsätzlich ausgebaut werden.

 

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