Frauenpower zum Auftakt des Klimafestivals

23. November 2023

Foto: OFFscreen/Ziebe

Von Andrea Hackenberg

Mit gleich fünf starken Frauen auf dem Podium ging des 2. Klimafestvial für die Bauwende in der STATION Berlin an den Start. „Gemeinsam für die Bauwende“, so lautete das Credo von Dr. Christine Lemaitre (DGNB), Theresa Keilhacker (Architektenkammer Berlin), Belinda Rukschcio (Bundesstiftung Baukultur), Dr. Barbara Hendricks (IBU) und Annelie Casper (gefma). In ihren Eröffnungs-Statements plädierten sie für mehr Mut, um den Bausektor in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren.

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„Anfangs wurden wir belächelt“, sagte Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführende Vorständin der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). „Mittlerweile reden alle von der Bauwende.“ Dies führe in der Diskussion allerdings oft zu einem „Buzzword-Bingo“ mit vielen Wordhülsen.  Sie kritisierte, dass in der Baupraxis  immer mehr Prozesse verkompliziert würden, die eigentlich  verschlankt werden müssten. „Mit weniger Materialaufwand könnten wir bessere und nachhaltigere Lösungen hinbekommen“, so Lemaitre und sprach sich dafür aus, die derzeit gängigen Systeme zu vereinfachen. Aber: „Nicht jeder will  diese Transformation, weil es ein gutes Geschäftsmodell ist, aufwändig zu bauen“. Es gebe eine starke Lobby, die gezielt versuche, das Thema komplex zu halten. Die DGNB setze sich daher auf EU-Ebene dafür ein, z.B. die Verfahren zur Ökobilanzierung von Gebäuden massiv zu vereinfachen.

Annelie Casper, stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Verbands für Facility Management e.V. (gefma), stellte zu Beginn ihres Statements klar, dass „Nachhaltigkeit ein Mannschaftssport“ sei: „Und über das Facility Management kann man da an vielen Stellschrauben drehen.“ Die Nutzungsphase eines Gebäudes beispielsweise habe durch die Länge des Zeitraumes den größten Einfluss auf die Energieeffizienz im Lebenszyklus von Immobilien.  Daher sei schon in der Planungsphase festzulegen, wie ein Gebäude künftig möglichst effizient betrieben werden könne – zum Beispiel durch das Etablieren digitalisierter Prozesse.  Hierbei sei insbesondere die Datentransparenz ein entscheidender, erster Schritt hin zur Co2-Neutralität.

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Belinda Rukschcio, Stellvertretende Vorsitzende Bundesstiftung Baukultur, forderte in ihrem Vortrag, dem Thema Bauabfälle mehr Bedeutung zu schenken. „Die Möglichkeiten für die Bauwende in diesem Bereich sind enorm“, so Rukschcio. Der jährlich in Deutschland aufkommende Bauabfall entspreche rechnerisch dem Materialbedarf für ca. 422.000 Wohneinheiten. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft könne sich daher positiv auf die gebaute Umwelt auswirken.

In ihrem Vortrag „Ertüchtigung statt Abriss“ sprach sich Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, für den Erhalt von Bestandsgebäuden aus. Insbesondere Kommunen würden es viel zu oft versäumen, sich um diese Bauten zu kümmern: „Für den Erhalt dieser Gebäude müssen Posten in den Haushalten eingeplant werden“, forderte sie. Andernfalls würden diese Immobilien verrotten, und dann bliebe nur noch der klimaschädliche Abriss.

Die ehemalige Bundebauministerin Dr. Barbara Hendricks trat in ihrer Funktion als ehrenamtliche Präsidentin des Instituts für Bauen und Umwelt (IBU) auf das Podium. „Die Bau- und Immobilienbranche steht vor enormen Herausforderungen“, konstatierte sie. Der aktuelle Fokus müsse jedoch auf den Bestandsbauten und dem schonenden Umgang mit Ressourcen liegen. Ausdrücklich warb sie den Einsatz von Umweltproduktdeklarationen (EPD’s), mit deren Hilfe die Baustoffindustrie für mehr Transparenz sorgen könne.

In der kurzen Abschlussrunde betonten alle Referentinnen, dass nur ein regelmäßiger, fachübergreifender Austausch eine Transformation des Bausektors herbeiführen könne. „Und dann müssen wir den Mut aufbringen und einfach mal anfangen“, so Christine Lemaitre.

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