Klimaneutral wohnen in der SmartCity

7. Oktober 2023

Nachhaltige SmartCity in Harsefeld. Foto: Viebrockhaus

Begrünte Dächer, Solarenergie, recycelte Fensterrahmen: Das sind die Standards der 18 Effizienzhäuser der SmartCity im niedersächsischen Harsefeld im Landkreis Stade. Die CO₂-neutrale Ökosiedlung das Bauunternehmens Viebrockhaus soll zeigen, wie nachhaltig die Stadt von morgen aussieht. Das jetzt offiziell eröffnete Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Green Planet Energy und der Gesellschaft für innovatives Bauen.

Ziel ist es, den Hausbau in Einklang mit dem Klimaschutz zu bringen und gleichzeitig Aspekte wie Flächenversiegelung, Starkregensicherheit und energetische Vernetzung zu berücksichtigen. So produzieren alle Häuser in der SmartCity mehr Strom, als sie benötigen und tauschen diesen nach Bedarf untereinander aus. Überschüssige Energie wird in einem Gemeinschaftsspeicher oder für E-Mobilität genutzt.

Haus mit Gründach in der SmartCity Harsefeld. Foto: Viebrockhaus

Klimaschutz direkt über das Dach

Gewonnen wird dieser Strom über das Powerroof: Mit dieser Volldach-Photovoltaik-Anlage werden über fünf Tonnen Dachpfannen eingespart, die bei der herkömmlichen PV-Anlage normalerweise zusätzlich unter dieser verbaut werden. Durch eine ökologische Unterkonstruktion behalten die Solarzellen trotzdem ihre volle Leistungsfähigkeit und die Dichtigkeit des Daches bleibt unberührt. Auch auf der sonnenabgewandten Seite werden keine Dachpfannen eingesetzt, sondern eine Unterkonstruktion aus recyceltem Kunststoff, die mit anspruchslosen Sedum-Pflanzen kultiviert wird.

Anstelle der üblichen Streifenfundamente als Frostschürze kommt bei den Häusern in der SmartCity eine Untersohlendämmung mit einem umlaufenden Frostschirm zum Einsatz. Dieser spart nach Angaben von Viebrockhaus mehrere tausend Tonnen Beton im Jahr ein. Der Frostschirm kommt damit nicht mehr aus der klassischen XPS Dämmung, sondern aus PET-Dämmung, die aus Recycelten PET-Flaschen hergestellt wird und somit weitere Ressourcen einspart.

Haus mit Powerroof in der SmartCity Harsefeld. Foto: Viebrockhaus

Kreislaufwirtschaft durch recycelte Baustoffe

Wo möglich, werden in der SmartCity Mauerziegel aus Abrissobjekten verbaut: Durch die Aufbereitung und den erneuten Einsatz von Verblendern, die Viebrockhaus von Abrissobjekten bezieht, werden pro Haus etwa 50 Tonnen weniger Rohstoffe entnommen. Hintergrund: Auf jeder Baustelle bleiben Mauerziegel übrig, die aufgrund farblicher Abweichungen oft keine Verwendung mehr finden. Diese Rücklieferungen werden nach Angaben des Unternehmens von Hand sortiert, neu verpackt und dann verbaut. Die Fensterrahmen in der Smart City werden aus geschredderten alten Fensterrahmen unter Zugabe von Holzspänen gefertigt. Dieser Prozess könne zehnmal wiederholt werden, und so benötige man über Jahrhunderte keine neuen Rohstoffe, heißt es.

„Alle Materialien, die wir nicht vollständig recyceln oder ersetzen konnten, haben wir in der SmartCity ökologisch optimiert“, teilt Viebrockhaus mit. So habe man bei allen neu zu produzierenden Wärmepumpen auf das natürliche Kältemittel Propan umgestellt, das dieselbe Effizienz aufweise wie synthetische Kältemittel aufweise, aber klimaschonender sei. Für das Brennen neuer Klinkersteine werde außerdem kein Erdgas eingesetzt, stattdessen kämen Kirschkerne zum Einsatz: Mit diesen erreiche man bei Verbrennung eine ähnlich hohe Temperatur und sie müssten nicht erst produziert werden, da sie ein Abfallprodukt der Marmeladenproduktion sind.

Statt kostspieliger und umweltbelastender Kanalisationssysteme wird das Regenwasser direkt vor Ort gespeichert und dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt. Die eingebauten Zisternen in allen Gärten der Ökosiedlung wirken gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Das Hochwasserkompetenzzentrum verlieh der SmartCity darum auch die Plakette „Klimaangepasste Siedlung“.

Die SmartCity in Harsefeld wird als Pilotprojekt über die kommenden Jahre betreut, um daraus Schlüsse für zukünftige Bauprojekte zu ziehen. Die Häuser der Siedlung sind vorwiegend von Viebrockhaus-Mitarbeitern bewohnt.

Einem Bericht des Hamburger Abendblattes zufolge liegt die Miete für eines der Einfamilienhäuser bei 1550 Euro (kalt) im Monat. Dies entspricht 10,70 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. In zehn Jahren können die Mieter das Haus zum heutigen Kaufpreis erwerben, der inklusive Grundstück bei 650.000 Euro liegt. Ein Teil der Mietzahlungen werde dabei angerechnet.

Die Viebrockhaus AG mit Sitz in Harsefeld hat bundesweit mehr als 30.000 Einheiten im Ein- und Mehrfamilienhausbereich realisiert. Das Familienunternehmen beschäftigt derzeit 1200 Mitarbeitende.

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