Foto: Marcus Jacobs

Wohnzukunft Wabe

Published On: 3. Dezember 2025

Künstliche Weidenbäume, ein versunkener Konzertsaal und ein dekonstruiertes Bauernhaus – Peter Haimerl liefert mit seinen Entwürfen einprägsame Bilder und viel Gesprächsstoff. Auf dem Klimafestival 2025 sprach er nun selbst. Eingeladen vom Informationszentrum Beton stand er auf der Bühne und stellte das 2024 fertiggestellte Wabenhaus vor, das er zum Bausatzsystem „Mamawabe“ weiterentwickelte. „Wohnen neu denken“ war der Titel des Vortrags.

Sechseckige Wohnwelt

Das Wohnhaus der Genossenschaft Wogeno in der Münchner Messestadt-Riem macht seinem Namen alle Ehre: Langgestreckte, wabenförmige Räume sind da versetzt übereinandergestapelt. Decken, Böden und Schrägen aus Beton, vorne eine Loggia, hinten der Anschluss ans Treppenhaus. Die Sechseckform schafft Weite, widerspricht aber auch vielen Konventionen im Wohnungsbau. „Man kann seine IKEA-Möbel nicht mehr aufstellen“, bestätigt Haimerl. Stattdessen erobere man den dreidimensionalen Raum: Die Fotos zeigen auf den schrägen Flächen montierte Sitzstufen und in die spitzen Raumkanten eingepasste Regale und Schränke. Die Bäder befinden sich in Raumboxen entlang des Treppenhauses.

Die Wabe bietet einige Vorteile: Über die Schrägen gelangt mehr Licht in die Tiefen des Raums als bei herkömmlichen, rechtwinkligen Räumen. Rund ein Drittel größer sollen die Wohnungen gar wirken. Dabei vereinfachen sich die Bauteilschlüsse, die nicht nur ein Kostenfaktor sind, sondern auch beim Schall- und Wärmeschutz bedacht werden müssen. „Beim Wabenhaus gibt es dagegen nur einen Anschluss, der immer gleich ist.“

Ziel: Wabe in Serie

Das erste Wabenhaus wurde noch in Ortbeton errichtet, doch es gibt Pläne für eine Serienfertigung unter dem Namen „Mamawabe“. Dazu hat das Architekturbüro das Gebäude modularisiert: Hoodie (Hütchen) werden die Betonelemente genannt, die versetzt gestapelt die Wabenräume ergeben. Als „Cate“ bezeichnet Haimerl die Raumboxen für Erschließung und Sanitäranlagen. Hinzu kommt der Cellframe, die Fassadekonstruktion der verglasten Wabenfront.

Wände und Decken sind zu einem Bauteil verschmolzen, das einfach stapelbar ist. Gegenüber herkömmlichen Baukastensystemen kann somit mehr Wohnfläche pro LKW transportiert werden. Das Mamawabe-System ergänzt spezielle Elemente für Baulücken, etwa um Anschlüsse an Brandwände herzustellen. Die Fertigteile sollen in Blähton-Beton erstellt werden, der sehr leicht ist und feuchteregulierend wirkt. Für die Fronten stehen verschiedene Brüstungen zur Verfügung. Auch bepflanzte Dachterrassen sind auf den Renderings zu sehen.

Noch gibt es kein zweites Wabenhaus. Auf Bühnen wie der beim Klimafestival tritt Peter Haimerl deshalb an Architekt*innen und Bauträger heran. Vielleicht erkennt jemand das Potenzial des Sechsecks und der modularen Bauweise.

Von Maximilian Ludwig

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Klimafestival

Entdecken Sie die neuesten Innovationen am 19./20. November 2025 in Berlin.

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