
Foto: Malte Boll
Upcycling mit Substanz: Kleines Büro, große Wirkung
Ein alter Bauwagen wurde rückgebaut und auf seinem ursprünglichen Fahrgestell zu einem vollwertigen Büro neu aufgebaut – fast ausschließlich aus gebrauchten, übrig gebliebenen oder rückgebauten Materialien. Der Anspruch: funktional, ästhetisch und reduziert auf das Wesentliche. Entstanden ist ein kompakter Arbeitsraum – durchdacht kombiniert, konsequent umgesetzt und punktuell ergänzt durch neue, klimawirksame Komponenten.
Gebaut wurde der Wagen von SCHNUCK, einer Agentur, die sich sonst mit der Umsetzung nachhaltiger Projekten, Lieferketten und CO₂-Speicherung beschäftigt. Der Bauwagen ist kein Produkt im Portfolio – aber ein konkretes Beispiel dafür, wie sich pragmatische und gestalterische Umsetzung auch im Baubereich denken lässt.
Das Konzept: Bestehendes nutzen und gezielt ergänzen
Das Fahrgestell war intakt – der Aufbau nicht. Also wurde der alte Wagen vollständig zurückgebaut, das tragende Chassis erhalten und darauf neu aufgebaut: mit gebrauchten Materialien, industriellem Ausschuss und gezielt ausgewählten Neuteilen.
Materialien im Überblick:
- Ständerwerk: gebrauchte Holzbohlen
- Aussteifung: Verpackungssperrholz aus der Industrie
- Dach: Seitenwände des ursprünglichen Bauwagens, wiederverwendet
- Fenster & Türen: gebraucht, überarbeitet
- Fassadenschalung: Ausschussware aus der Produktion
Die konsequente Materialwahl reduziert nicht nur den Ressourcenverbrauch, sondern macht den Wagen auch zu einem gebauten Beispiel für Wiederverwendung und Materialkreisläufe im Kleinen.
Dämmung aus Holzfaser: Klimawirkung inklusive
Dort, wo neue Materialien nötig waren, fiel die Wahl bewusst auf solche mit positiver Klimabilanz – etwa bei der Dämmung. Eingesetzt wurde eine Holzfaserdämmung in Wand, Boden und Decke.
Sie wird aus Sägewerksresten und Durchforstungsholz hergestellt, benötigt kaum Primärenergie und kommt ohne chemische Zusätze aus. Ihre bauphysikalischen Vorteile:
- Hohe CO₂-Speicherkapazität (biogener Kohlenstoff bleibt gebunden)
- Difeditorsoffen & feuchteregulierend
- Schimmelhemmend & wohngesund
- Recyclingfähig & klimafreundlich in der Herstellung
Das Ergebnis ist ein stabiler Dämmstandard und ein angenehmes Raumklima – im Sommer wie im Winter.
Heizen mit System: Infrarot in der Wand
Für die Beheizung wurde eine im Lehmputz integrierte Infrarot-Flächenheizung eingebaut – ebenfalls neu, aber bewusst gewählt. Sie sorgt für gleichmäßige Wärmeverteilung, benötigt keine sichtbaren Heizkörper und kommt mit geringer Aufbauhöhe aus.
Ideal für kleine Räume mit guter Dämmung – unauffällig, effizient, wartungsarm. So bleibt der Innenraum ruhig und reduziert – ohne auf Komfort zu verzichten.
Weniger neu. Mehr Wirkung.
Der Bauwagen steht für einen Umgang mit Ressourcen, der im Bauwesen oft zu kurz kommt: weiterverwenden, anpassen, verändern – statt ersetzen. Ohne Verzicht, aber mit klarer Prioritätensetzung:
- keine Platzverschwendung
- kein überflüssiger Ballast
- kein Design um des Designs willen
Stattdessen: ein Raum mit Geschichte, Charakter und Entwicklungsspielraum.
Ein Raum, der mitwächst
Der Wagen wird heute als Arbeitsplatz genutzt – für eine bis zwei Personen, mit Stauraum und klarer Raumstruktur. Durch seine Mobilität kann er flexibel eingesetzt werden: als Büro, temporärer Besprechungsraum oder Projektzentrale auf Achse.
Er ist weder luxuriös noch experimentell – sondern bewusst schlicht, durchdacht gebaut und auf das Wesentliche reduziert. Aus dem, was vorhanden war. Und mit einem Blick für das, was wirklich gebraucht wird.