Starkregen-Studie: Jede Stadt braucht eine Task-Force

26. Mai 2024

Foto: Hermann von pixabay via Canva Pro

Um Städte und Gemeinden besser vor Extremwetterereignissen zu schützen, müssen Wohnbebauungen, Industrieanlagen sowie die komplette Infrastruktur von den Straßen bis zur Energie- und Wasserversorgung einer Risikoanalyse unterzogen werden. Das empfiehlt eine Studie der Rheinland-Pfälzischen Universität Kaiserslautern-Landau. Bund, Länder, Kommunen und Energiewirtschaft benötigen demnach eine Klima-Risiko-Task-Force, so die Autoren.

Unter dem Titel „Vom Starkregenmanagement zur klimaresilienten Stadt“ wurde die Studie im Auftrag der Initiative Verantwortung Wasser und Umwelt des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel e.V. (BDB) erstellt. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Klimaanpassung für die urbane Wasserwirtschaft: So zählten die Sicherung der Wasserversorgung, der Gewässerschutz, die Starkregenrisikovorsorge und eine verbesserte urbane Wasserverfügbarkeit zu den Hauptaufgaben, die Kommunen jetzt angehen müssten. Blau-grüne Infrastrukturen könnten dabei erheblich zur Klimaresilienz beitragen, heißt es in der Analyse.

Extremwetter: Gebäude besser an Hitzewellen anpassen

Daneben sollten insbesondere Gebäude an bevorstehende Hitzeperioden angepasst werden. Ziel sei es, das Aufheizen von Räumen zu verhindern – etwa durch die risikobewusste Ausrichtung von Schlaf-und Wohnräumen, eine abgestimmte Auswahl von Baumaterialien sowie die Begrünung von Dächern und Fassaden, auch zur Verstärkung von Verschattungseffekten. Zur Risikominderung bei Überflutungen durch Starkregen und Hochwasser sei eine Ausweitung des lokalen Objektschutzes an und auf bebauten Grundstücken unabdingbar. Darüber hinaus sollte die Möglichkeit der temporären Wasserspeicherung auf dem Dach (Retentionsdach) geprüft werden.

Starkregen: Bund, Länder und Kommunen müssen schnell handeln

„Angesichts dieser Klimarisiken erscheint es konsequent, dass die Bundesregierung ein Klimaanpassungsgesetz auf den Weg gebracht hat“, so Prof. Theo G. Schmitt, Autor der Studie. „Es zeichnet sich ab, dass den Kommunen eine Mitwirkung in erheblichem Umfang abverlangt wird mit zusätzlichen Aufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge. Dabei stellen Stadt- und Siedlungsentwicklung, Raumplanung, Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft, Verkehr und Verkehrsinfrastruktur, Energiewirtschaft und Gebäude die zentralen Handlungsfelder dar.“ Allerdings dürfe es nicht bei Strategiepapieren und Anpassungskonzepten bleiben, sondern es müsse auf allen Ebenen (Bund, Länder und Kommunen) gehandelt werden, so Schmitt: „Der Weg zur klimaresilienten Stadt erfordert ein Gemeinschaftswerk aller kommunalen Akteure, der politisch Verantwortlichen und der verschiedenen Planungsdisziplinen.“

Zuletzt hatten Starkregenfälle in Rheinlad-Pfalz und dem Saarland zu Überflutungen, Evakuierungen und Sachschäden geführt. Ende Dezember 2023 waren die Pegelstände der Flüsse in Niedersachsen bedingt durch Dauerregen so weit angestiegen, dass es dort ebenfalls zu extremen Hochwasserlagen gekommen war. Experten warnen seit langem, dass es in Folge des Klimawandels auch in Deutschland immer öfter zu Extremwetterereignissen kommen werde.

Nach Berechnungen der Bundesregierung werden sich die Kosten für Klimaschäden bis zum Jahr 2050 auf 280 bis 900 Mrd. Euro belaufen. Statistisch gesehen bedeutet das mindestens eine Katastrophe mit Kosten wie für die Ahrtal-Überflutung 2021 pro Jahr. Deutsche Kommunen mit mehr als 2000 Einwohnern gaben im Jahr 2021 im Kernhaushalt knapp 4 Mrd. Euro für Klimaschutzmaßnahmen aus.  Der kommunale Investitionsbedarf in diesem Bereich liegt jedoch geschätzt auf 5,8 Mrd. Euro pro Jahr (Quelle KfW Research).

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