Foto: Claudius Pflug

Sanierung wie im Flug: Baustellenbesuch beim ersten seriell sanierten Plattenbau in Deutschland

Published On: 23. Juli 2025

Im brandenburgischen Ludwigsfelde wurde zuletzt eine der ersten seriellen Sanierungen eines WBS-70-Baus umgesetzt. Das Projekt des kommunalen Wohnungsunternehmens Märkische Heimat könnte zur Blaupause für wirtschaftliche, leise und saubere Sanierungen großer Plattenbaubestände werden. Im Februar hatte die Initiative Energiesprong – von der Deutschen Energie Agentur (dena) zum Baustellenbesuch geladen. 
Insbesondere in Ostdeutschland bieten serielle Sanierungen, bei denen die Gebäude eine zweite Fassadenschicht aus vorgefertigten Modulen erhalten, ein großes Potenzial. Allein vom Plattenbautyp WBS 70 existieren hier zehntausende, darunter einige im Bestand der Märkischen Heimat. So auch der rund 100 Meter lange Fünfgeschosser in Ludwigsfelde, der aus dem Jahr 1983 stammt. Verantwortlich für die Sanierung ist Seeria Renova – ein estnisch-deutsches Konsortium aus dem Holzbauunternehmen Matek, BBP Bauconsulting aus Berlin und REMA Haustechnik aus Frankfurt/Oder. 
 
Obwohl der Bestand aus standardisierten Großtafeln besteht, sind die Elemente und Fugen nicht identisch. Ein Laserscan half, die Fenster- und Türöffnungen der neuen Fassadenmodule zu bestimmen. So braucht es statt hundert verschiedener nur drei bis vier in Serie produzierte Typen. Die Module setzen sich aus mehreren Schichten zusammen. Die Holzrahmen sind mit Mineralwolle gedämmt. Außenseitig weisen sie eine hinterlüftete Verkleidung mit Faserzementplatten auf. Rückseitig ist eine zementgebundene Spanplatte montiert. Eine rund 60 Millimeter dicke Steinwolleschicht gleicht die Unregelmäßigkeiten der Bestandswand aus. Insgesamt kommen 325 Millimeter Fassadenaufbau zusammen. 
 

Foto: Claudius Pflug

Auf der Baustelle werden zunächst etwa auf Höhe der Deckenplatten Stücke der Bestandswand herausgeschnitten, um die Konsolen für die neuen Module zu befestigen. Jedes wiegt rund eine Tonne. Ein Kran hebt sie an das Gebäude. Die Arbeiten sind vergleichsweise wetterunabhängig. Lediglich bei starkem Wind müssen sie unterbrochen werden. 
 
Um möglichst wenig Baustellenbetrieb in den Wohnungen zu haben, entwickelte Seeria Renova ein ebenfalls vorgefertigtes Laibungselement. Ist die serielle Hülle außen montiert, können innen die alten Fenster ausgebaut werden. An ihre Stelle wird ein weißer Kunststoffrahmen eingesetzt und verklebt, der die Laibung und die raumseitigen Ränder der Öffnung abdeckt. So entsteht im Innenraum ein sauberer Übergang von der Bestandswand zum neuen Fenster. Im Erdgeschoss sind die Fassadenmodule fast anderthalb Meter über dem Boden angebracht. Der Drempelanschluss erhielt eine Zellulose-Einblasdämmung.  
 
Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag vonBauNetz Wissen.

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