Revitalisierung – Die Wiederbelebung von Bestandsimmobilien
28. November 2024
Von Silvia Ernst
Wann wird Bauen im Bestand zum Mainstream?
Prof. Dr.-Ing. Patrick Teuffel von Circular Structural Design erläutert in seinem Vortrag, anhand des IBA Standorts Stuttgart, Quartier West Backnang, wie sich Bestandsimmobilien bewerten lassen. Dabei wurden 20 Gebäude in unterschiedlichen Zuständen nach 64 Parametern betrachtet.
Die Ergebnisse führten zu einer Lebensdauervorhersage, die es ermöglicht, die Wirtschaftlichkeit der Sanierung einzelner Gebäude zu beurteilen. Abhängig von dieser Vorhersage können die Gebäude entweder zurückgebaut und als Bauteillager genutzt oder für eine sinnvolle, dem Gebäude entsprechende Nutzung umgeplant werden.
In der anschließenden Diskussionsrunde mit Prof. Dipl.-Ing. Andreas Krys, unter anderem Lehrender an der EBZ Business School GmbH, Victoria Sonrey von Blue Monkey Engineering und Olaf Grunenberg-Thiele von der Firma Stöbich, die Brandschutzvorhänge mit geringerer CO₂-Bilanz herstellen, zeigt sich, dass alle in ihrem Alltag Überzeugungsarbeit leisten müssen.
Doch wie lässt sich CO₂ konkret einsparen und wann wird Bauen im Bestand zum Mainstream?
Das Architekturbüro von Andreas Krys bietet eine Fördermittelrecherche an, insbesondere bei der Transformation von Gewerbe- zu Wohnräumen. Nur Gebäude, die bei einer Umnutzung auch wirtschaftlich überzeugen, sind für Investoren attraktiv. Denn Mieter wechseln, das sollte bei einer Planung berücksichtigt werden.
Victoria Sonrey kritisiert reine Prestigeobjekte wie z. B. die Hochhäuser am Potsdamer Platz in Berlin, mit reinen Glasfassaden, die kaum umgenutzt werden können. Sie plädiert für ein Umdenken in den Planungsbüros hin zu flexibel nutzbaren Gebäuden, um Abriss und Ressourcenverschwendung zu vermeiden.
Einigkeit herrscht auch in der akademischen Ausbildung. In Studiengängen von der Architektur bis hin zur Immobilienwirtschaft sollten nachhaltige Themen stärker in den Fokus rücken. Städte und Gemeinden sollten weniger neues Bauland ausweisen und stattdessen gezielt nachverdichten, wo es sinnvoll und umsetzbar ist. Und es wäre wünschenswert, wenn Deutschland von Ländern wie Dänemark und den Niederlanden lernen würde, die bereits CO₂-Grenzwert für das Bauen eingeführt haben.
Bauen im Bestand kann nur gelingen, wenn bei allen der Wille nach Veränderung da ist. In der Politik, bei den Ämtern und in der Gesellschaft. Genehmigungsverfahren müssen verkürzt, Baugesetze verringert und Vorurteile in der breiten Öffentlichkeit abgebaut werden.