
Fot: Maris Mezulis
Realexperiment mit Lehmdecken: Bürobau in Basel von Herzog & de Meuron
Im Auftrag des Investors SENN (Basel) entwarfen Herzog & de Meuron (Basel) ein Bürohaus im Switzerland Innovation Park in Allschwil bei Basel. Ein „radikal nachhaltiges Gebäude“ zu schaffen, lautete die Bauaufgabe. Entstanden ist der fünfgeschossige Holzrahmenbau Hortus mit Stampflehmdecken und rund 14.100 Quadratmeter Bruttogrundfläche, der circa 600 Arbeitsplätze fasst.
Herzog & de Meuron (HdM) entwickelten für das Projekt zunächst ein neues Deckensystem: In Zusammenarbeit mit dem österreichischen Unternehmen Lehm Ton Erde Baukunst (Schlins), dem Holzbauunternehmen Blumer Lehmann (Gossau) und den Ingenieur*innen von ZPF (Basel) konzipierten sie einen Aufbau aus Holzrahmen mit gestampftem Lehm. Der eigentliche Entwurf wurde dann auf dieser Grundlage entwickelt.
Da der Lehm zum größten Teil aus dem Aushub vor Ort gewonnen und verarbeitet wurde, wurde zehnmal weniger CO₂ als bei vergleichbaren konventionellen Betondecken ausgestoßen. Auch sonst wurde auf Beton weitgehend verzichtet – nur kleine Fundamente tragen den Holzbau, der ohne Keller auskommt. Die verwendeten Hölzer stammen aus der Region, im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips sind alle Elemente gesteckt und katalogisiert.
Zentrales Element ist ein begrünter Innenhof, gestaltet von Landschaftsarchitekt Piet Oudolf (Hummelo). Eine Zisterne sammelt hier Regenwasser für Pflanzen und Toiletten. Entlang der Innenfassaden des Hofs erstreckt sich eine Holzveranda, wo sich neben Sitzungsräumen ein Restaurant, ein Fitnessstudio mit Café-Bar sowie Sitzgelegenheiten befinden. Eine 5.000 Quadratmeter große PV-Anlage auf dem Dach und recycelte Materialien wie PET-Paneele ergänzen das Nachhaltigkeitskonzept. Auf Kunst- und Klebstoffe wurde weitgehend verzichtet.
Die Baukosten lagen rund zehn Prozent über denen konventioneller Projekte, informieren HdM. Jedoch waren alle Flächen schon kurz nach der Eröffnung vermietet – ein Beleg dafür, dass konsequent nachhaltiges Bauen wirtschaftlich sein kann.
Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag von BauNetz Meldungen.