
Foto: Lotte Scheder-Bieschin, ETH Zürich, BRG
Mit der Kraft der Faltung: Über das Forschungsprojekt „Unfold Form“
An der ETH Zürich forscht die Block Research Group unter Professor Philippe Block zur Frage, wie sich Material einsparen und zugleich die Stabilität steigern lässt. Dabei entwickelte die Doktorandin Lotte Scheder-Bieschin eine wiederverwendbare Alternative zu herkömmlichen Betonschalungen mit komplexen Geometrien. Um gewölbte Deckenelemente in Beton zu gießen, die ohne Stahlbewehrung auskommen, entwarf sie Unfold Form, eine leichte, faltbare Schalung aus Sperrholz und Textil.
Im Gegensatz zu den oft genutzten Schalungen aus erdölbasierten Materialien wie Styropor, die viel Abfall verursachen, besteht Unfold Form aus dünnen Sperrholzstreifen, die mit Textilbahnen verbunden sind. Vier dieser wie ein Fächer auf- und zufaltbaren Elemente werden in einem Holzrahmen zu einem zickzackförmigen Gewölbe zusammengesetzt, auf das Beton gegossen wird. Nach dem Aushärten kann die Schalung leicht entfernt, zusammengeklappt und wiederverwendet werden.
Die Zickzackstruktur stärkt sowohl Schalung als auch Beton, bei dem die unterseitigen Rippen die Lastabtragung unterstützen. Stabilität erhalten die Schalungsfächer durch gebogene Kanten an den Verbindungen. Diese Curved-Crease-Folding (CCF) genannte Technik ist von der Origami-Kunst inspiriert. Die Schalung wiegt nur 24 Kilogramm, trägt aber bis zu einer Tonne Beton.
Der erste 3 x 1,8 Meter große Prototyp befindet sich im Robotic Fabrication Laboratory (RFL) auf dem Campus Hönggerberg. Das Material dafür kostete lediglich 650 Franken. Für den Einsatz der Schalung sind weder Spezialkenntnisse noch Hightech-Geräte nötig – ein großes Plus für Regionen mit begrenzten Ressourcen.
Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag von BauNetz Wissen.