Kunst und Kultur im Kraftwerk: Umbau und Erweiterung von Stenger2 in München
8. November 2024
Im westlichen Münchner Stadtteil Aubing eröffnete Anfang Oktober 2024 das Bergson Kunstkraftwerk feierlich seine Türen. Initiiert wurde das Projekt von der Unternehmerfamilie Allguth, die das Münchner Büro Stenger2 Architekten und Partner mit der Planung beauftragten. Das ehemalige Heizkraftwerk – ursprünglich in den 1920er Jahren entworfen, aber erst durch die Nationalsozialisten umgesetzt – wurde nun in ein vielseitiges Kulturzentrum transformiert.
Bis in die 1980er Jahre nutzte die Bahn das inzwischen denkmalgeschützte Gebäude als Heizkraftwerk. Danach zerfiel es zu einer stattlichen Ruine, die in der Münchner Subkultur durchaus beliebt war. Sein industrielles Flair behält der Bau: Keine verdeckten Leitungen, polierte Edelstahlkamine oder etwa ein neuer Kran, der bei Wartungs- und Reinigungsarbeiten im 20 Meter hohen Foyer hilft.
Auch das Stahlbetonskelett, Relikte der mächtigen Silos, die Hülle aus Vollziegeln sowie Fenstereinfassungen, Stufensockel und Traufgesims aus Nagelfluh erhielten die Planer*innen. Zu diesen gehörten neben Stenger2 zudem Arnold/Werner für die Innenarchitektur, das Ingenieurbüro Aster im Bereich der Statik und Ohnes & Schwahn (alle München) für die Landschaftsarchitektur. Lediglich nach Nordwesten brachen sie die Fassade auf, um dort einen langgestreckten Neubau anzuschließen.
Architekt Markus Stenger engagiere sich dafür, monofunktionale Bauten aus den Städten herauszubekommen, so sagt er. Am Münchener Stadtrand ist es seinem Team gemeinsam mit der Bauherrin Allguth GmbH und der Betreiberin Bergson GmbH sichtlich gelungen, ein breites Angebot auf einer verhältnismäßig kompakten Fläche mit insgesamt 14.750 Quadratmetern Bruttogrundfläche zu integrieren. Neben dem Konzertsaal mit rund 470 Plätzen umfasst das Areal etwa eine Dependance der Berliner König Galerie, eine Kleinkunstbühne, Eventräume, Gastronomie und eine Tagesbar.
Der Konzertsaal dient künftig als Heimat für ein eigenes Jazzorchester. Durch das sogenannte Vivace-System seien aber auch Symphonie- oder Opernvorstellungen möglich. Dieses ist in der Lage, für unterschiedliche Formate die passende elektroakustische Hülle zu simulieren. Das gestaffelte Preismodell mit „Fair-Price-Tickets“ und „Social-Price-Tickets“ soll durchaus Hoch- und Subkultur vernetzen. Das Kunstkraftwerk steht damit nicht nur für einen pragmatischen Umbau, sondern auch für die dringend notwendige Dezentralisierung des Millionendorfs München.