Foto: Markus Jacobs

Klug Bauen – einfach Bauen

Published On: 21. November 2025

Das Interview stellt das Konzept „Klug planen, einfach bauen“ und den Gebäudetyp E vor – ein Ansatz, der Standards reduziert, um kostengünstiger und effizienter zu bauen. Ein Gesetzesentwurf ist in Arbeit, begleitet von Pilotprojekten zur praktischen Umsetzung. In Bayern laufen seit zwei Jahren 19 Projekte, einige sind bereits bezogen. Hamburg verfolgt mit dem Programm „Hamburg STANDARD“ einen ähnlichen Weg mit 30 Projekten.

Die Erfahrungen zeigen: Architekturbüros sind entscheidend. Gute Büros können vereinfachte Anforderungen umsetzen, wenn sie früh eingebunden werden. Materialwahl und Kreislaufwirtschaft bieten zusätzliches Potenzial – Forschungseinrichtungen wie das KIT entwickeln Konzepte für Recycling und Lebenszyklen. Ziel ist eine Ausbildung, die Architektinnen und Architekten befähigt, diese Ansätze in die Praxis zu tragen.

Herausfordernd bleibt die Honorarstruktur (HOAI): Mehr Planungsaufwand für einfacheres Bauen wird nicht vergütet, obwohl frühe Leistungsphasen und integrale Planung aller Fachdisziplinen entscheidend sind. Besonders bei der technischen Gebäudeausrüstung gilt: Weglassen funktioniert nur mit tiefem Systemverständnis und enger Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Fazit: Einfaches Bauen erfordert frühzeitige, interdisziplinäre Planung, eine starke Rolle der Architekten, angepasste Vergütungsmodelle sowie Fortschritte bei Materialien und Kreislaufansätzen. Verantwortung heißt: zentrale Entscheidungen bereits in Phase 2 treffen – etwa zu Wärme, Kälte, Tragwerk und Material.

Die Architekturlehre reagiert auf neue Anforderungen wie KI, Bauen im Bestand und Recycling. Studierende arbeiten zunehmend im Bestand, lernen Kreislaufwirtschaft und digitale Werkzeuge wie BIM kennen. Dennoch bleibt das architektonische Urteilsvermögen unverzichtbar: Gestalt, Städtebau und räumliches Verständnis sind Kernkompetenzen. Digitale Tools sind Hilfsmittel, ersetzen aber nicht das Nachdenken über Qualität. Modellbau und handwerkliche Prozesse fördern dieses Bewusstsein.

Die Lehre muss digitale Kompetenzen integrieren, ohne die Grundlagen zu vernachlässigen. Materialkunde gewinnt an Bedeutung: Herkunft, Energieverbrauch und Emissionen prägen die Baukultur. Gleichzeitig entsteht eine neue Ästhetik – einfache Räume mit natürlichen Materialien schaffen Qualität und Wohlbefinden. Hochschulen und Büros sind gefordert, Wissen zu teilen und Kooperationen zu stärken, um die Bauwende voranzubringen.

Referierende

Prof. Elisabeth Endres – Technische Universität Braunschweig

Elena Boerman – Karlsruher Institut für Technologie

Dr. Tillmann Prinz – Bundesarchitektenkammer e.V.

Von Silvia Ernst

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