BAU 2023: Architects for Future spielt Strategien zur Bauwende durch

25. April 2023

Von Stefan Hollenberg

Die Initiative Architects for Future veranstaltete während der BAU in München das Planspiel „How to Bauwende“ am Messestand von Heinze und BauNetz. Fotos: Nina Jörns-Meusel

Den Bausektor nachhaltig verändern – wie das gehen kann, zeigte das Planspiel „How to Bauwende“ der Initiative Architects for Future während der BAU in München. Am Messestand von BauNetz und Heinze wurde die Vision des nachhaltigen Bauens von interdisziplinären Teams durchgespielt, die gemeinsam nach Lösungen suchten.  

Fünf Arbeitsinseln entstanden für das ca. zweistündige Planspiel „How to Bauwende“ am Messestand von BauNetz und Heinze. Ziel war es, in interdisziplinären Teams zu vordefinierten Visionen erste Strategieansätze zu erarbeiten. Eine dieser Strategien hieß „Fördert eine gesunde, gebaute Umwelt“ und wurde von sechs Teilnehmern aus Architektur, Fachplanung, Handwerk, Immobilienwirtschaft und Baudienstlern bearbeitet. Unter Anleitung eines Moderators der Initiative Architects for Future ging das Team der Frage nach, was geeignete Strategien sein könnten. Diskutiert wurde auch, welche Kernkompetenzen wir als Gesellschaft, Branche oder Unternehmen brauchen, um diese Strategien realisieren zu können.

Die Gruppe war gleich auf gedanklicher Betriebstemperatur. Und wenn man mal so in die Runde schaute, war da gegenseitiges Interesse, Lust auf Zusammenarbeit und Freude, etwas gemeinsam zu erschaffen – bei aller kontroverser Diskussion. Schon allein das war Bauwende pur. Sechs Strategien lagen auf dem Tisch und wurden vorgestellt. Schnell wurde klar: Alles hängt irgendwie zusammen. Es braucht einen systemischen Ansatz. Und dennoch – so waren die Spielregen: Die Gruppe stimmte ab, welches die zwei Strategien wären, die vertiefend ausgearbeitet werden sollten. Irgendwo muss man ja mal anfangen. Vielleicht auch so eine unausgesprochene Mahnung: „Lasst uns anfangen mit der Bauwende.“ Und so ging es auch in der Gruppe voran.

Fotos: Nina Jörns-Meusel

Die Top-Strategie hieß „Bildung“ und spannte den Bogen von der Aufklärung der Gesellschaft über die Vorteile einer gesund gebauten Umwelt und die Befähigung von Planerschaft und Handwerk bis hin zur Aufwertung handwerklicher Berufe. Letzteres auch, weil mehr als 50 Prozent des Bauvolumens in der Modernisierung liegen. Die Emotionen am Tisch kann man vielleicht mit einem Wort beschreiben: Chancensucher. Heißt – nicht entmutigen lassen von Fachkräftemangel, Bürokratismus, komplizierten Regeln, Egoismus und mangelnder Vorstellungskraft der Bauherren dazu, dass die Zukunft gerade aufgrund von Veränderungen auch ganz persönlich und unmittelbar besser sein kann. Stattdessen galt es, über die echten Potentiale der Bauwende zu sprechen, Vorurteile abzubauen, Motivation (auch durch finanzielle Anreize) sowie eine pragmatische Bürokratie mit einfachen Regeln zu schaffen und die Jugend sehr früh über Schule, Praktika und Lehre frühzeitig nicht nur zu informieren, sondern auch praktisch einzubinden.

Natürlich durfte am Tisch auch das Thema „Wärmepumpe“ nicht fehlen. In den Gesprächen wurde deutlich, dass wir uns als Gesellschaft ehrlich machen müssen:  So wie das Essen durch den Magen, geht die Bauwende gefühlt ausschließlich durch den Geldbeutel. Oder ist das ein Irrtum? Eine zweite Strategie beschäftigte sich also damit, dass die sauberste Energie diejenige ist, die man gar nicht erst braucht. Dass man den verbliebenen Energiebedarf ökologisch sinnvoll organisieren kann und dass es eben nicht „nur“ darum geht, Energiekosten zu sparen und die Umwelt zu schonen. Sondern genauso um wohltuende Wohn- und Lebensräume – um ganz konkrete Vorteile für einen selbst, jetzt und hier – und nicht erst morgen. Es braucht also keine Wärmepumpen-Hysterie, sondern eine systemische Herangehensweise. Es braucht Menschen, die das kommunizieren, beraten und umsetzen können (und da ist sie wieder, die „Bildung“). Es braucht kreative Förderkonzepte. Wie motivierend wäre zum Beispiel ein rückwärts laufender Stromzähler?

Es ist wahrlich nur ein kleiner Ausschritt aus dem Planspiel „How to Bauwende“ von Architects for Future. Wirklich groß ist der Geist, der entstehen kann, wenn man sich zusammensetzt und die Bauwende gemeinsam nach vorne denkt.

Genau dies wird im größeren Rahmen auf dem Klimafestival für die Bauwende von BauNetz und Heinze passieren. Zwei Tage, 2.000 Baubeteiligte, ein Ort zur Bauwende. Das Festival richtet sich an alle baubeteiligten Parteien und findet am 23. Und 24. Nov. in der Berliner STATION statt.

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