
Foto: Saskia Tödter
European Green Deal – Herausforderungen für die Planungswirtschaft und Bauherstellerindustrie
Groß steht der Titel European Green Deal des Thementalks auf der Change-Bühne des Klimafestivals geschrieben: Noch ist nicht ganz klar, was man erwarten darf – Androhung von neuen Gesetzen oder Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch? Der Untertitel Herausforderungen für die Planungswirtschaft und Bauherstellerindustrie lässt vermuten, dass die nächste Stunde informativ werden könnte. Und tatsächlich erläutern die Expert*innen aus der Industrie ihren Umgang mit dem European Green Deal und benennen Vor- und Nachteile der europäischen Gesetzgebung für ihre jeweiligen Bereiche. Die Stimmungsabfrage am Ende zeigt: Die Zuhörenden verlassen die Diskussionsrunde mit einem Wissenszugewinn.
Die Runde setzt sich aus Dr. Lisa Winter, Geschäftsführerin von intep, Alexander Stier, Vorstandsmitglied von bauforumstahl e.V. , und Luisa Runge, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Schindler Deutschland zusammen. Moderiert wird der Talk von Felix Jansen, Abteilungsleiter PR, Kommunikation und Marketing von DGNB. Den Einstieg in das Thema liefert Dr. Lisa Winter mit einem Vortrag zur Einordnung und Bedeutung des European Green Deals.
Die übergeordneten Ziele des European Green Deals sind ambitioniert: Klimaneutralität bis 2050, Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bauwirtschaft spielt eine Schlüsselrolle: Nachhaltige Materialien, energieeffiziente Bauweisen und Kreislaufwirtschaft werden somit essenziell. Für die Herstellerindustrie, verarbeitende Unternehmen aber auch für die Planung bedeutet dies eine umfangreiche Transformation der Prozesse, Investitionen und Qualifikationen um neue Baustandards, strengere CO2-Grenzwerte und digitale Planungsprozesse etablieren zu können, wie Alexander Stier und Luisa Runge und ihre jeweiligen Branchen nur zugut wissen. Zudem steigen die Anforderungen an ressourcenschonende Baustoffe sowie an deren klimafreundliche Herstellung und Kreislauffähigkeit.
Dr. Lisa Winter schlüsselt den Deal in verschiedene Ebenen auf, sie zeigt ein Bild einer umgekehrten Pyramide: Oben die Sektor-Ebene, danach folgen die Unternehmen-, Lieferketten- und die Produkte-Ebene, die jeweils verschiedene Verordnungen und Regularien beinhalten. Während sich die Nachhaltigkeitsmanagerin Luisa Runge mit dem global agierenden Konzern Schindler eher auf Lieferketten-Ebene konzentriere, spiele beim Stahlwerk Thüringen, zu dessen Geschäftsbereich Verkauf und Vertrieb Alexander Stier zählt, die Sektor-Ebene mit dem Emission Trading Scheme zur Erwerbung von CO2-Zertifikaten eine große Rolle.
Um bei der Informationsvielfalt den Überblick zu behalten, sei es wichtig, sich stets auf dem Laufenden zu halten. Die Expert*innen betonen aber auch, dass eine verlässliche, dauerhafte EU-Gesetzgebung Grundvoraussetzung ist für die Erreichung der Ziele. Eine gewisse Unsicherheit, gerade bei kleineren Unternehmen sei durchaus zu spüren. Sie empfehlen, dass sich Unternehmen – unabhängig von möglichen Regularien – der Frage wie können wir klimaneutral werden? stellen und möglichst jetzt ins Handeln kommen. Die größten Herausforderungen und gleichzeitig größten Chancen sehen sie in der Digitalisierung und Optimierung von Prozessen und der Sicherstellung von Datenqualität, wie es sie etwa für den Digitalen Produktpass braucht.
Von Saskia Tödter
