Erweiterung fürs Freilandmuseum Oberpfalz: Max Otto Zitzelsberger über langsames Bauen

14. Mai 2025

Foto: Sebastian Schels

Wenn ein Rohbau mit Planen gegen Niederschlag geschützt wird, ist das in der Regel kein Moment für professionelle Architekturfotos. Im Freilandmuseum Oberpfalz in Nabburg schon. Hier entsteht seit 2021 das Lernhaus für Umweltbildung als Erweiterung der Anlage. Mit circa 450 Quadratmetern Bruttogrundfläche ist es eine vergleichsweise kleine Maßnahme, die aber nach vier Jahren Bauzeit gerade erst beim Rohbau ist. Deutsche Flughafenverhältnisse im Mini-Maßstab? Keineswegs, die Gemächlichkeit ist hier Konzept.  

Verantwortlich für die Planung ist ein Team um Max Otto Zitzelsberger, der das Projekt im Rahmen einer Forschungsarbeit an der RPTU Kaiserslautern-Landau leitet. Das Freilandmuseum benötigte zusätzlichen Raum für seine Vermittlungsarbeit, was Anlass für die Kooperation mit dem Fachgebiet „Tektonik im Holzbau“ bot. Allerdings fehlte dem vom Bezirk getragenen Museum das Geld.

Museumsleiter Tobias Hammerl und Team konnten die politischen Instanzen allerdings mit einer pragmatischen Lösung überzeugen: Sie bauen einfach immer dann, wenn genügend Ressourcen vorhanden sind. Deshalb ist die temporäre Fassade aus alten Planen und einer Befestigung aus Restholzabschnitten auch ein relevanter, zumal fotogener Schritt.  

Zitzelsberger erklärt im Gespräch seine Skepsis gegenüber konventionellen Planungsmodellen, die festgelegte Resultate in starre Zeitpläne pressen. Er beobachte, dass auf die gestiegene Komplexität heutiger Baubedingungen mit noch intensiverer Kontrolle reagiert wird, was letztlich zu zähen Entscheidungen führe. Für das Lernhaus gibt es keinen fertigen Entwurf. Sein gestalterisches Konzept wird schrittweise weiterentwickelt. 

Umgesetzt wird es als partizipative Baustelle, an der neben dem Museumsbauhof auch Studierende, Azubis oder sogar Schulkinder und Gäste mitwirken – auch wird das Lernhaus bereits für Ausstellungen genutzt. Künftig wird es zudem Schlafräume für Gruppen geben. 

Bezeichnend ist die Beschaffung des Bauholzes: Zimmerermeister Anton Götz wählte die passenden Bäume im lokalen Wald, ließ sie mit Pferden in die Lagerung ziehen und ohne mechanische Hilfe beinahe zwei Jahre trocknen. Die Qualität des Materials sei deutlich besser als übliches KVH, sodass die Tragwerksplaner*innen von merz kley partner vergleichsweise kleine Querschnitte ansetzen konnten. 

Freilichtmuseen sind Ansammlungen historischer, lokaltypischer Gebäude – im Einzelnen original, als Anlage eine konstruierte Wirklichkeit. Für Nabburg wurde in den 1980er Jahren ein Vierseithof transloziert, mitsamt der Leerstelle eines zuvor abgebrannten Gebäudes. Diese wird nun aufgefüllt mit einem Neubau, der den Widerspruch offen zeigt.

Das Haus orientiert sich an Kubatur und Position seines Vorgängers, um ihn dann zu verfremden. Statt direkt an die anderen Hofgebäude anzudocken, rückt der Neubau ab – nur so, dass der Hof wahrgenommen, ein Bruch aber spürbar wird. Die handwerklichen Verbindungen orientieren sich am Fachwerk, werden aber von industriellen Spanplatten und Trapezblechen konterkariert.

„In der freien Wirtschaft wäre das Projekt innerhalb der aktuellen Strukturen der Bau- und Planungsbranche schwer zu realisieren“, räumt Zitzelsberger ein. Deshalb hat es Museumsleiter Hammerl als Forschungsprojekt aufgezogen. Mit dem Lernhaus soll das verklärte Bild einer vermeintlich tradierten, vorindustriellen Idylle dekonstruiert werden. Bislang komme das Konzept gut an – vielleicht gerade durch das langsame Bauen und Aneignen.

Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag von BauNetz Meldungen.

Foto: Sebastian Schels

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