
Das Werk Brevik CCS in Norwegen ist die weltweit erste Anlage zur CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) im industriellen Maßstab in der Zementindustrie. Bild: Heidelberg Materials AG
CO2-Speicher im Meeresgrund: Abscheidungsanlage Brevik CCS in Norwegen
Wohin mit dem CO2? Diese Frage beschäftigt auch die Baustoffindustrie. In der südnorwegischen Stadt Brevik wurde nun eine Abscheidungsanlage eingeweiht, die die Emissionen der lokalen Zementherstellung einfangen soll, um das Gas vor der Küste einzulagern. An dem Projekt Brevik CCS ist neben Heidelberg Materials auch der norwegische Staat beteiligt.
Der enorme Bedarf an thermischer Energie und das Brennen des Kalks sind verantwortlich für die großen Mengen Kohlendioxid bei der Beton- und Zementproduktion. Sie gilt als „hard-to-abate“-Industrie – die Vermeidung der Emissionen ist technisch oder wirtschaftlich demnach so herausfordernd, dass andere Wege gesucht werden. Einer davon ist die Abscheidung und Speicherung: Carbon Capture and Storage (CCS).
In Brevik werden die Abgase mithilfe von Amin-Lösungsmitteln eingefangen und abgekühlt. Dann wird eine Chemikalie hinzugegeben und das Gemisch erhitzt, wobei sich das CO2 abspaltet. Für den energieintensiven Prozess nutzt man unter anderem die Abwärme des Klinkerofens. Das abgeschiedene Kohlendioxid wird verflüssigt und per Schiff zu einem Terminal in Øygarden transportiert. Von dort wird es durch eine 110 Kilometer lange Pipeline transportiert und 2.600 Meter unter dem Meeresboden verpresst, wo es in Sandstein-Zwischenräumen lagert. Eine 75 Meter dicke Schieferschicht soll das Entweichen verhindern.

Im Rahmen des Projekts wurde die CO2-Abscheideanlage in das Zementwerk Brevik integriert, ohne die laufende Zementproduktion zu unterbrechen. Bild: Heidelberg Materials AG
Rund 400.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr können in Brevik abgeschieden werden – die Hälfte der Werksemissionen. Laut Geschäftsbericht fielen bei Heidelberg Materials 2024 62,9 Millionen Tonnen CO2 in den Bereichen Zement, Zuschlagstoffe und außerbetrieblichem Transport an. Um diese Menge abzuscheiden, bräuchte das Unternehmen mehr als 150 solcher Anlagen.
Die Anlage ist Teil des Projekts „Longship“ der norwegischen Regierung, die die Abscheidungsanlage mit mehreren Milliarden Kronen unterstützte. Zugleich beteiligte sie sich an Northern Lights, einem Joint Venture mit Equinor, Shell und Total, das die Transport- und Lagerinfrastruktur betreibt. Perspektivisch sollen jährlich anderthalb Millionen Tonnen Kohlendioxid gespeichert werden.
Bis 2030 möchte Heidelberg Materials die CO2-Emissionen pro Tonne von 527 auf 400 Kilogramm senken. Der Pilotanlage sollen entsprechend weitere CCS-Projekte folgen.
Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag von BauNetz Wissen.