Foto: Susanne Körner, Shakti Haus

Büro aus Stroh: Michelstadt baut Hessens erstes strohgedämmtes Verwaltungsgebäude

Published On: 22. August 2025

In Michelstadt wächst derzeit ein Gebäude, das mehr ist als nur ein funktionaler Neubau: Der Abwasserverband Mittlere Mümling (AVMM) errichtet sein neues Büro- und Betriebsgebäude in Strohbauweise – ein Pionierprojekt, das im Odenwaldkreis ein starkes Signal für regionales, klimaschonendes Bauen setzt.

Der Erweiterungsbau, entworfen von Shakti Haus Architekten (Dipl.-Ing. Arch. Susanne Körner und Dipl.-Ing. Arch. Tilman Schäberle), umfasst rund 310 Quadratmeter Nutzfläche. Mit seiner zehneckigen Form bietet er Platz für zusätzliche Arbeitsräume, eine moderne Infrastruktur und einen großzügigen Besprechungsraum.

Foto: Axel Hartmann Fotografie

Das Besondere: Die tragende Konstruktion aus Holzständern ist mit Strohballen gedämmt – eine Bauweise, die nicht nur hervorragende energetische Eigenschaften aufweist, sondern zugleich die erste dieser Art für ein öffentliches Bürogebäude in Hessen darstellt. Die 1200 Strohballen stammen direkt von einem Landwirt aus dem Nachbarort, das Bauholz aus dem Michelstädter Forst. Rund 130 Kubikmeter Fichte- und Douglasienholz wurden zu Dach, Wänden, Geschossdecken und Fassade verarbeitet.

Fotos: Axel Hartmann Fotografie

Damit wird das Projekt zum Musterbeispiel für regionale Wertschöpfungsketten: kurze Wege, nachwachsende Rohstoffe, handwerkliche Vorfertigung durch eine lokale Zimmerei – sogar die Vorfertigung der Elemente fand direkt auf dem Betriebsgelände statt.

Auch im Detail zeigt sich die Bauwende:

  • Fassadenbretter aus Douglasie sind leicht geneigt eingebaut, um sie vor Regen zu schützen.
  • Die Bodenplatte basiert auf Recycling-Beton und Schaumglasschotterdämmung.
  • Lehmputze, Ziegenhaarteppiche und Kautschukböden prägen das Innenraumklima.

Foto: Axel Hartmann Fotografie

Das Heiz- und Lüftungskonzept setzt auf das hauseigene Blockheizkraftwerk sowie eine natürliche Rückkühlung über einen Erdwärmetauscher. So bleibt der Energieverbrauch langfristig niedrig.

Nicht zuletzt wurde bei allen Materialien auf Rückbaubarkeit und Schadstofffreiheit geachtet – ein Aspekt, der das Gebäude schon heute fit für die Kreislaufwirtschaft macht.

Mit der Fertigstellung Anfang 2025 schreibt Michelstadt damit Baugeschichte: Ein schlichtes Verwaltungsgebäude wird zum „Local Hero“ der Bauwende – und zeigt, wie Stroh, Holz und Lehm eine klimafreundliche, ästhetische und zukunftsfähige Architektur formen können.

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