
Foto: Markus Jacobs
Zwischen Regeln und Freiraum: Wie gelingt die Transformation des Bauens?
Die Gesprächsrunde nach dem Vortrag von Prof. Dietmar Eberle drehte sich um die Frage, wie nachhaltiges Bauen, bezahlbarer Wohnraum und zukunftsfähige Stadtplanung gelingen können. Im Mittelpunkt standen Themen wie die Rolle von Bebauungsplänen, die Verantwortung des Staates, Bodenspekulation, neue Wohnmodelle und die Transformation hin zu kreislaufgerechtem Bauen.
Dabei traten deutliche Unterschiede in den Positionen zutage: Wiebke Arhus betonte die Notwendigkeit von Bebauungs- und Flächennutzungsplänen, auch wenn sie reformiert werden müssen. Sie warnte vor Regelfreiheit, da dies soziale Ungleichheiten begünstigen könnte. Dietmar Eberle hingegen kritisierte restriktive Vorschriften und forderte mehr Freiraum. Regeln sollten seiner Ansicht nach Möglichkeiten eröffnen, nicht einschränken. Er sprach sich gegen „Zwangsbeglückung“ aus und plädierte für Vertrauen in die Fähigkeiten der Menschen.
Auch beim Thema Verantwortung des Staates gab es unterschiedliche Sichtweisen. Eberle sieht den Rückzug der Politik aus der Wohnraumversorgung als gravierende Fehlentwicklung und fordert eine stärkere staatliche Rolle. Nora Sophie Griefahn betonte die Kraft gemeinschaftlicher Ansätze und kulturellen Wandels, sieht aber ebenfalls die Notwendigkeit politischer Rahmenbedingungen für nachhaltiges Bauen.
Beim nachhaltigen Bauen prallten zwei Ansätze aufeinander: Griefahn plädierte für die konsequente Umsetzung von Cradle-to-Cradle-Prinzipien und die Betrachtung von Gebäuden als Materialbanken, die einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten. Eberle hingegen favorisierte pragmatische Low-Tech-Konzepte wie „22–26“, die durch den Verzicht auf komplexe Gebäudetechnik Kosten senken und Energieeffizienz steigern.
Auch die Frage nach Gemeinschaft versus Individualität sorgte für Diskussion. Griefahn sieht Veränderung nur durch Kooperation und Netzwerke möglich, während Eberle freiwillige Zusammenschlüsse unterstützt, aber kollektiven Zwang strikt ablehnt. Beim Thema Bodenspekulation forderte Arhus klare politische Eingriffe wie Vorkaufsrechte, um Spekulation zu begrenzen, während Eberle die Möglichkeiten hier als begrenzt einschätzt und den Fokus auf die Verantwortung der öffentlichen Hand legt.
Die Runde machte deutlich: Die Herausforderungen – Klimawandel, Wohnraummangel und soziale Gerechtigkeit – erfordern sowohl politische Steuerung als auch kulturellen Wandel. Modelle wie Genossenschaften, die soziale Nachhaltigkeit fördern, und Ansätze für kreislaufgerechtes Bauen wurden als zentrale Hebel genannt. Die Veranstaltung endete mit einem Appell zu mehr Kooperation und Vernetzung sowie Hinweisen auf das neue Cradle-to-Cradle-Community-Hub und kommende Events.
Talk
Einfach zirkulär bauen!
Referierende
Wiebke Ahues – LXSY Architektur
Prof. Dietmar Eberle – Baumschlager Eberle Architekten
Nora Sophie Griefahn – Cradle to Cradle NGO
Klaus G. Füner – Moderation
Von Silvia Ernst

