
Foto: Markus Jacobs
Digital unterstütztes Bauen im Bestand – mit Augenmaß
Die Bauwende entscheidet sich im Bestand: Millionen Gebäude müssen saniert, modernisiert und klimaneutral gemacht werden. Doch wie gelingt das schnell, effizient und bezahlbar? Auf dem Klimafestival 2025 diskutierten sieben Expertinnen und Experten aus der Baubranche, wie digitale Werkzeuge, neue Geschäftsmodelle und innovative Technologien den Prozess beschleunigen können.
Von KI bis Dachaufstockung – die ganze Wertschöpfungskette im Blick
Die Bandbreite der Ansätze beeindruckte:
- Nilas Möllenkamp (Syte): KI-gestützte Potenzialanalysen für Sanierung und Energieoptimierung.
- Sebastian Rademacher (navou): Modulares Sanierungsraster für standardisierte Bestandssanierungen.
- Christian Richter (DEPACT): Serielle und skalierbare Gebäudesanierung als Schlüssel zur Klimaneutralität.
- Kilian Eckle (RoofUz): Stellvertretender Vorsitzender beim BDBau e.V. (Digitales Bauwesen): Dachaufstockungen als Chance für zusätzlichen Wohnraum.
- Dr. Mario Geißler (Points2BIM): Mit seiner KI-basierten Plattform wandelt Points2BIM Punktwolken automatisch in BIM-Modelle als Grundlage für effiziente Sanierungs- und Planungsprozesse im Bestand
- Anastasija Walcher-Radke (Verband Bauen im Bestand): Strategische Rahmenbedingungen und Augenmaß bei der Datenaufnahme.
- Uwe Arndt (NFG Gruppe): Praxisnahe Perspektive aus der Bauwirtschaft.
Orchestrieren statt isolieren
Ein zentrales Schlagwort der Diskussion: „orchestrieren“. Gemeint ist die koordinierte Steuerung aller Prozesse – von der Planung über die Finanzierung bis zur Ausführung. Nur wenn digitale Tools, industrielle Abläufe und Dekarbonisierungsstrategien ineinandergreifen, kann die Sanierung im Bestand Fahrt aufnehmen. Dabei gilt es, Schnittstellen zu schaffen und Kooperation in allen Leistungsphasen sicherzustellen.
Daten sind Gold – aber wie viel ist genug?
Spannend wurde es bei der Frage: „Wem gehören die Gebäudedaten?“ Und wie detailliert müssen sie sein? Christian Richter betonte, dass Bauausführende sich nie allein auf externe Daten verlassen würden – ein eigenes Aufmaß bleibe unverzichtbar. Anastasija Walcher-Radke ergänzte: „Bei aller Digitalisierung braucht es das richtige Augenmaß – menschliche Erfahrung und Einschätzung sind weiterhin entscheidend.“
Fazit: Digitalisierung als Hebel für die Bauwende
Die Diskussion machte deutlich: Die Zukunft des Bauens im Bestand liegt in der intelligenten Verbindung von Technologie, Kooperation und Erfahrung. Wer jetzt investiert, schafft nicht nur klimaneutrale Gebäude, sondern auch neue Chancen für Wohnraum und Wertschöpfung. Die Bauwende ist machbar – wenn wir sie gemeinsam orchestrieren.
Podiumsdiskussion
Bauen & Sanieren im Bestand – digital unterstützt beschleunigen
Von Elisabeth Urbach

