
Mühle Grüsch: Das Wohngebäude ragt weit über die umliegenden Gebäude hinaus. Foto: © Daniel Ammann
Aus alt wird neu: Zirkuläres Bauen in der Mühle Grüsch
In der Gemeinde Grüsch im Kanton Graubünden hat das Architekturbüro Ritter Schumacher eine alte Mühle in ein modernes Wohngebäude verwandelt. Das Projekt zeigt, wie nachhaltiges und zirkuläres Bauen in der Praxis funktionieren kann. Die 52 Wohnungen sind seit November 2025 bezugsfertig. Das Hauptgebäude wurde saniert und umgebaut, der 30 Meter hohe Getreideturm aus dem Jahr 1939 musste abgerissen werden. Der Beton wurde nach einer eigens entwickelten Rezeptur aufbereitet und für den Wiederaufbau genutzt. Für die innovative Bauweise erhielt die Mühle drei DGNB-Zertifikate, darunter das erste Rückbauzertifikat der Schweiz.
Materialkreislauf konkret umgesetzt
Der alte Siloturm wurde sortenrein zurückgebaut, und der Beton vollständig wiederverwendet. In einer speziellen Mischung konnte der Abbruchbeton zu bis zu 95 Prozent im Neubau integriert werden. So entstand der Wohnturm praktisch aus dem alten Gebäude neu und zeigt anschaulich, wie zirkuläres Bauen funktioniert.
Auch im sanierten Hauptgebäude ist die Geschichte sichtbar geblieben. Alte Oberflächen wurden erhalten, Materialien wiederverwendet und nur dort ersetzt, wo es unbedingt nötig war. Neue Baustoffe sind schadstofffrei, regional produziert und für eine spätere Wiederverwendung dokumentiert.
Energie aus erneuerbaren Quellen
Früher nutzte man die Wasserkraft der Mühle, um Mehl zu mahlen und Strom zu erzeugen. Heute versorgen moderne Energielösungen das Gebäude. Eine zentrale Wärmepumpe, kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung und Solarzellen auf Fassade und Dach sorgen dafür, dass das Gebäude komplett mit erneuerbarer Energie versorgt wird. Der neue Turm erfüllt den Minergie-P-Standard und erreicht eine optimierte CO₂-Bilanz über den gesamten Lebenszyklus.
Ein Modellprojekt für nachhaltiges Bauen
Die Mühle Grüsch zeigt, dass nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen auch in ländlichen Regionen möglich ist. Der Umbau verbindet den Erhalt des Bestands, einen geschlossenen Materialkreislauf und hohe Energieeffizienz. Damit beweist das Projekt, dass ökologisches Bauen auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann.


