Heat-Map-Alarm: Deutscher Pavillon auf der Biennale

23. Mai 2025

Foto: Patricia Parinejad

Die drohenden Folgen von Hitze und was wir dagegen tun können – das sind die Themen des Deutschen Pavillons auf der diesjährigen Architekturbiennale in Venedig. Mit einer emotionalen Inszenierung schlägt das Team Stresstest Alarm und ruft zum Bäumepflanzen auf.

Das Gute an der Biennale in Venedig ist, dass sie alle zwei Jahre zeigt, was die Fachwelt umtreibt und wie sie sich die Zukunft vorstellt. Auch bei dieser 19. Ausgabe gibt es vielschichtige Antworten auf den Klimawandel. Deutschland warnt vor allem vor den Folgen der Symptome.

Dafür hatte sich das Team Stresstest um Nicola Borgmann, Elisabeth Endres, Gabriele G. Kiefer und Daniele Santucci viel vorgenommen. Sie wollen die drohende Überhitzung der Städte physisch erlebbar machen, aufrütteln und zum Handeln anregen. Lösungsvorschläge sollen zeigen, wie man Städte herunterkühlen kann, erzählen sie beim Rundgang. Das ist viel für einen Biennalepavillon, in dem man im Durchschnitt etwa fünf Minuten Zeit verbringt. Sie setzen auf viele Formen der Vermittlung. 

Ein Schwarm von Windhosen auf dem Dach soll die Unberechenbarkeit des Klimas verdeutlichen. So erklärt es Künstler Christoph Brech, der ebenfalls für den großen Dong am Eingang verantwortlich ist. Signal für Gefahr oder Einladung zum Fest? Die Glocke in seinem Video sei vielfältig deutbar, sagt er. 

Im Inneren hat sich das Team für eine plakative Schwarz-Weiß-Inszenierung entschieden. Stress entsteht in einem dunklen Raum, wo Heizplatten den Kopf zum Glühen bringen – woraufhin dieser von einer Wärmekamera gefilmt, knallrot auf einer Videowand zu sehen ist. Eine Heizskulptur des Künstlerduos Rasthofer/Neumaier zeigt die Wirkung von Metallfassaden in dichten Städten. Danach folgen alarmierende Statistiken: 61.000 Hitzetote in Europa (2022), Athen ist zu 80 Prozent versiegelt, Berlin erwartet einen Temperaturanstieg von 1,37 Grad.

Foto: Patricia Parinejad

Dass es auch anders geht, zeigt der sogenannte Destress-Bereich im Pavillon. Dort künden eingetopfte Hainbuchen unter geöffnetem Dach und in leichtem Windzug von einer besseren Zukunft, die im Raum nebenan als berechnetes Kurvendiagramm dargestellt ist. Pflanzt Bäume, sie spenden Schatten und kühlen, heißt hier die Botschaft. 
 
Die zentrale Videoinstallation, die zusammen mit Regisseurin Corinna zu Ortenburg und dem Designstudio flora&faunavisions entstand, spannt den Bogen von der Hölle überhitzter Städte und Menschen zum Paradies der realisierten Freiraumplanung. Auf das basslastige Brummen der Betonverdichter folgt Maria Callas, die mit einer Arie aus der Oper Medea Bilder von grünen Dächern und Parks besingt. 
 
Wer diese geplant hat und wie das Lob des Schattens Realität werden kann? Wir erfahren es nicht. Spätestens hier wird klar, welche Zielgruppe die Kurator*innen erreichen wollen. Es ist weniger das Fachpublikum als vielmehr die frisch gewählten Politiker*innen und all jene, die demnächst nach Venedig kommen oder daheim in den Amtsstuben planerische Entscheidungen treffen müssen. „Menschen, die nicht vom Fach sind, sollen begreifen, wie bedrohlich die Lage ist“, sagt Nicola Borgmann. Dieser klare Fokus auf das fachfremde Publikum ist irritierend und mutig zugleich. 
 
Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag von BauNetz Meldungen. 

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