Form findet Funktion: Potenziale obsoleter Typologien
7. Mai 2025

Foto: BauNetz WOCHE #668
Kaufhäuser, Tankstellen, Kirchen – überall beschäftigen sich Architekt*innen mit der Umnutzung von Gebäuden, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben. Ein Forschungsteam der Universität Kassel untersucht das Thema systematisch. Rund 300 Projekte weltweit haben sie bereits ausgewertet. Ziel ist ein typologischer Katalog, der aufzeigt, welche neuen Nutzungen in welchem obsoleten Bestand möglich sind. In der BauNetz WOCHE #668 geben die Autor*innen Stefan Rettich, Christina Klausmann und Christian Burkhardt Einblick in die Forschung.
Die Kritik an Abrissen und die Forderung nach einer Dekarbonisierung des Bauwesens werden zu Recht immer lauter. Dabei ist der Wendepunkt im Bauen vermutlich schon erreicht. Vom Kaufhaus über das Kino bis zur Kirche und Tankstelle fallen zwar immer mehr Gebäudetypen aus der Nutzung – aber sie werden auch immer häufiger umgebaut. Treiber dieser Entwicklung sind die Megatrends Digitalisierung, Verkehrswende und Wandel der Religiosität.
Im Forschungsprojekt „Obsolete Stadt“ wurden 16 Gebäude- und Flächentypen identifiziert, deren Nutzungen von diesen Treibern unter Druck gesetzt und perspektivisch obsolet werden. Vor dem Hintergrund der planetaren Grenzen dürfen diese Obsentials – also obsolete Typen mit Transformationspotenzial – daher keinesfalls dem Abriss anheimfallen. Vielmehr kann das Obsolete zur Voraussetzung und entscheidenden Ressource einer zirkulären Entwicklung werden. Wesentlich ist ein Perspektivwechsel von der Bauwende zur Stadtwende, denn es reicht nicht aus, Haus um Haus umzunutzen, ohne das große Ganze im Blick zu haben.
Dieser Text basiert auf den redaktionellen Inhalten der BauNetz WOCHE #667. Hier geht es zum Download der Ausgabe.