Gedruckt in 17 Stunden: Serverhotel Wavehouse in Heidelberg
11. April 2025

Foto: PERI 3D Construction GmbH
In der Heidelberger Südstadt befindet sich ein ungewöhnliches Konversionsareal: die Campbell Barracks und das Mark-Twain-Village. Erstere wurden im Nationalsozialismus als Kaserne errichtet und später vom US-Militär genutzt. Neben 1.500 Wohnungen entsteht hier auch ein Serverhotel. Wegen seiner geschwungenen, im 3D-Betondruckverfahren erstellten Außenwände erhielt es den Namen Wavehouse. Verantwortlich waren SSV Architekten (Entwurf) und Mense-Korte ingenieure+architekten (Ausführung).
Der langgestreckte Baukörper wächst am einen Ende ähnlich einer Bischofshaube in die Höhe. Die kalkweißen Oberflächen wirken rau und organisch. Die Außenwände erscheinen wie übereinander gelagerte Würste. Die Hülle neigt sich nicht nur vertikal, sondern wellt sich auch horizontal, was ihr die Anmutung einer Muschelschale verleiht. Weinlaub, zunächst von Holzstäben gestützt, klammert sich zunehmend an den Betonwürsten fest.
Im Kopfteil sind Notstromaggregat, Traforäume, Batterieraum und Treppenhaus untergebracht. Dahinter schließt der über 35 m lange Serverraum an, in dem sich querstehende Serverschränke aufreihen. Über dem 4 m hohen Hauptraum befindet sich ein Gründach.

Foto: PERI 3D Construction GmbH
Die Hülle wurde mit dem modularen Portaldrucker COBOD BOD2 erstellt, der sich in bis zu zwei Tagen aufbauen lässt. Der Druckkopf bewegt sich entlang dreier Achsen und schafft einen Quadratmeter Hohlwand in fünf Minuten. Die Technologie entwickelte das dänische Unternehmen COBOD, in Deutschland kann der Drucker über PERI 3D Construction geliehen werden.
Zwischen die Wandschalen wurde unbewehrter Beton gegossen – so fungieren sie gewissermaßen als verlorene Schalung. Während an den Gebäudeenden Krümmungen und Querwände die Konstruktion aussteifen, stabilisieren mit Stahlbeton ausgefüllte, ebenfalls gedruckte Stützen die Serverraumwände. Auf den aus der Innenschale ragenden Stützen lagern auch die Stahlträger.
In rund 170 Druckstunden entstand das 54 m lange, 11 m breite und bis zu 9 m hohe Gebäude. 333 Tonnen des speziellen Betons i.tech 3D von Heidelberg Materials waren dafür nötig. Erstmals wurde mit vier mm Größtkornstärke gearbeitet, wodurch sich der Bindemittelgehalt verringerte – und die CO2-Bilanz verbesserte. Bei der Herstellung des Bindemittels wurden etwa 55 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid emittiert als bei reinem Portlandzement. Die zielsichere Festigkeitsentwicklung ermöglichte die wellenförmigen Wände mit Überhängen von bis zu 18 Grad.
Dieser Text basiert auf einem redaktionellen Beitrag von BauNetz Wissen.